Geschichte

Im 12. Jahrhundert wurden die Burg und das Dorf Osterode erstmals erwähnt. Eine Aufzeichnung aus dem Jahr 1152 bezeichnet die Siedlung bereits als "villa opulentissima" (blühendes Dorf). Eine günstige Straßenanlage brachte dem Ort rasch Aufschwung. Die älteste Urkunde der Stadt spricht 1238 von der Anlage einer "neuen Stadt", die bereits von einer Mauer umgeben war. Die Urkunde erwähnt auch eine Bürgerschaft und einen Rat. 1233 wird eine klösterliche Niederlassung nach der Regel der Zisterzienser genannt.

Im Jahr 1279 wurde das Haus der Welfen und das Erbe Heinrichs des Löwen einer Teilung unterzogen. Heinrich der Wunderliche (1267 - 1332) wurde der erste Fürst des neugebildeten Hauses Grubenhagen. Bis 1596 blieb Osterode in der Hand der Grubenhagener. Auf den nahegelegenen Burgen saßen fürstliche Vögte. Markt, Gericht, Zoll, Wegegeld, schon früh an die Stadt verpfändet, machten Osterode zu einem bedeutenden Handelsort. 1293 erhielt Osterode das Recht der Stadt Goslar, das ein bereits zwischen 1218 und 1223 erteiltes Stadtrecht ersetzte. Der Anschluß an die Hanse und der Abschluß von Bündnissen mit Nachbarstädten deutet auf die Sicherung und Wahrung alter Rechte. Schon 1460 besitzen Osteroder Bürger Eisenhütten im Sösetal. Der Vertrieb von Gips, Roheisen und Kupfer gab der Stadt neuen Auftrieb. Der Holzreichtum und die Nutzung der Wasserkraft waren bedeutende Faktoren in dem Wirtschaftsgefüge der Stadt.

Die Stadt erweiterte sich rasch über die Mauer hinaus in zwei Vorstädte. Aus wüst gewordenen Dörfern der Umgebung kamen Ackersleute als Neubürger hinzu. 1420 wurde die alte Klosterschule als stadteigene Lateinschule dem Rat übereignet. Ein großer und unheilvoller Stadtbrand von 1545 legte das mittelalterliche Osterode größtenteils in Asche. Schnell wurde es aber in der althergebrachten Fachwerkbauweise wieder errichtet.

Der Dreißigjährige Krieg brachte schwere Lasten. 1625 bis 1627 forderte die Pest über 1200 Todesopfer. Mit Ausdauer und zähem Fleiß haben die Bürger der Stadt zu neuem Wohlstand verholfen. Neben dem alteingesessenen Gewerbe der Eimermacher, Schuhmacher, Lohgerber und Leineweber lassen die Neubürgerlisten nach dem großen Krieg einen vermehrten Zuzug erkennen. Die Eisenhütten erleben eine neue Blüte. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts ernährten das Tuchmachergewerbe und alle seine Nebenzweige bereits ein Viertel der gesamten Bevölkerung.

Bis in das 19. Jahrhundert hinein entwickelte sich Osterode zum größten Gewerbe- und Tuchort Hannovers. Das 1719 bis 1722 errichtete große Harz-Kornmagazin diente zur Versorgung des Oberharzes mit Brotgetreide. Der Siebenjährige Krieg brachte noch einmal große Unruhe. Überschwemmungen der Söse, Trockenheit, Brände und Epidemien ließen die Einnahmen der Stadt schwinden.

Die Entwicklung der heimischen Industrie in Baumwoll- und Tuchfabriken brachte in der Zeit der technischen Vervollkommnung neuen Auftrieb. Die gleichmäßige Nutzung der Wasserkraft und der Bau von Talsperren waren langjährige Projekte. Die Erbauung der Sösetalsperre (1928 - 1932) ist auf die Initiative Osteroder Bürger zurückzuführen. 1885 wurde die Stadt Sitz des neugebildeten preußischen Landkreises. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt nicht zerstört. Die Nachkriegszeit stellte Osterode vor schwere Aufgaben. Die nahe Zonengrenze brachte der Stadt zusätzliche wirtschaftliche Probleme, aber der Zugang neuer Industriezweige erwirkte bald einen neuen wirtschaftlichen Aufstieg. Noch zu Ende des vergangenen Jahrhunderts hatte Osterode kaum 6700 Einwohner gezahlt, heute erreicht die Kernstadt 15.000 Einwohner. Als Mittelzentrum des Südharzraumes erfüllt sie wichtige Funktionen der Daseinsvorsorge für ein großes Umland.


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Axel Franke franke@rks.harz.ni.schule.de bzw. Axel.Franke@tu-clausthal.de